Großer Umbruch bei der der LG Olympia Dortmund - zumindest in der Führungsetage. Dortmunds größter Leichtathletik-Klub wird nach den jüngsten Abgängen von Geschäftsführer Sven Kurpierz, dem Sportlichen Leiter Marcus Hoselmann sowie dem Vorsitzenden Michael Adel keine Versuche unternehmen, die frei gewordenen Positionen neu zu besetzen. Anstelle dessen werden die Aufgaben künftig vom neu gewählten Vorstand übernommen.
Um in Zukunft vollständig auf den neu gewählten und gleichberechtigten Vorstand als fünfköpfiges Führungsregime anstelle eines einzelnen Vorsitzenden zu setzen, hatte bei der Mitgliederversammlung extra eine Satzungsänderung erzielt werden müssen - die vor allem aber auch ihre Gründe gehabt habe, wie Vorstandsmitglied Stefan Peltzer erklärt.
„Alleine nicht zumutbar“„Wir haben uns entschieden, dass diese Rolle dauerhaft einer Person alleine nicht zumutbar ist“, erklärt Peltzer im Gespräch mit unserer Redaktion, der genau wie auch Antje Krämer in seinem Vorstands-Amt bestätigt wurde. „Daher haben wir uns von verschiedenen Stellen, wie etwa dem Stadtsportbund, beraten lassen. Und die Empfehlung lautete immer wieder, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und in Teams zusammen zu arbeiten.“
Orientiert habe man sich dabei etwa am ASC 09 Dortmund, der nach dem Ausscheiden von Michael Linke als Vorsitzendem des Gesamtvereins im vergangenen Monat auf ein ähnliches Führungsmodell umgestellt hatte. In den vergangenen sechs Jahren war Dortmunds Leichtathletik-Chef Michael Adel der starke Mann an der Spitze der LGO gewesen, hatte sein Amt Ende August aus persönlichen Gründen aber niedergelegt.
„Seine weiteren Ämter als Bundesstützpunktkoordinator und Kreisvorsitzender haben die Rolle als Vorsitzender bei Michael sehr gut ergänzt“, erklärt Stefan Peltzer und fügt an, das Adel dem Verein - auch aufgrund seiner verbleibenden Positionen - weiterhin von außen erhalten bleiben werde. Operativ wird künftig dann aber der neue Vorstand tätig sein, dem neben den bestehenden beiden Mitgliedern außerdem Finn Atzbacher, Yoshi Müller sowie Stephan Straub angehören.
Atzbacher ist im Verein dabei kein Unbekannter, war in den vergangenen Jahren neben seiner Rolle als Stabhochsprungtrainer im Eventmanagement bei der LGO unterwegs. Gemeinsam mit Yoshi Müller war er als Organisator des beliebten Sparkassen Indoor-Meetings außerdem maßgeblich für die größte Dortmunder Leichtathletik-Veranstaltung zuständig.
Müller selbst kehrt nach seiner Rolle als hauptamtlicher Geschäftsführer während der Corona-Pandemie in den Vorstand zurück. „Ich war bereits zuvor im Vorstand, musste die Position dort aufgrund meiner Rolle als Geschäftsführer aber zwischenzeitlich niederlegen. Nun freue ich mich sehr, zurück zu sein“, erklärt Müller, der zuletzt für Organisation und Events im Verein tätig war. „Ich sehe den Vorstand insgesamt sehr gut aufgestellt. Wir haben die Kompetenzen in allen Bereichen sehr gut zusammengestellt“, sagt er. Den Vorstand vervollständigt mit Stephan Straub der langjährige Direktor der Volkshochschule Dortmund.
Fokus auf der Jugend
Gearbeitet werden soll dabei künftig mindestens in den drei Ressorts Sportliche Leitung, Finanzen und Sprecher. „Außerdem können noch weitere Ressorts wie etwa das der Veranstaltungen hinzukommen. Das werden wir in der Geschäftsordnung des Vereins final festlegen“, sagt Yoshi Müller.Dadurch, dass die Sportliche Leitung künftig Teil des Vorstands sein wird, soll es auch keinen Nachfolger für Marcus Hoselmann geben, der die Position des Sportlichen Leiters zuletzt besetzte. „Wir werden das Ressort der Sportlichen Leitung mit mehreren Personen besetzten. Das wird der Sache mehr gerecht, als es bislang der Fall war, weil wir dann auch zwischen Nachwuchs und Erwachsenen mehr differenzieren können“, zeigt sich Stefan Peltzer überzeugt. Sportlich soll der Fokus in der kommenden Zeit dabei noch mehr als noch zuletzt auf die Nachwuchsförderung gelegt werden. Bereits in der Vergangenheit immer wieder als „Ausbildungsverein“ deklariert, untermauern Müller und Peltzer stellvertretend für den gesamten Vorstand: „Das Allerwichtigste ist es, mit unserem finanziellen Etat die Jugendförderung abzudecken.“
Sollte anschließend noch Budget vorhanden sein, könne man auch Top-Athleten im Erwachsenen-Bereich unter Vertrag nehmen - oder in der LGO halten. Denn daraus, das Geld auch in einer Sportart wie der Leichtathletik bei der Verpflichtung von Weltklasse-Athleten vielleicht die entscheidende Rolle spielt, möchte in Dortmund keiner einen Hehl machen. Stefan Peltzer sagt: „Am Ende entscheiden unsere Sponsoren, ob und wie viele international startende Athleten wir in unseren Reihen haben dürfen.“
Namhafte Abgänge
Nachdem langjährige Leistungsträger wie Manuel Sanders oder Mohamed Abdilaahi im vergangenen Jahr den Klub verließen, trat in dieser Saison etwa Neuzugang und Sprinter Deniz Almas in die Fußstapfen der einstigen LGO-Aushängeschilder - seine Silbermedaille bei den deutschen Meisterschaften über 100 Meter sowie sein starker Auftritt mit der Staffel bei den Weltmeisterschaften in Tokyo, der das DLV-Quartett ins Finale brachten, sorgten etwa für eine Nominierung Almas‘ bei der Wahl zu Dortmunds Sportler des Jahres.
Doch noch mehr als die Verpflichtung von externen Athleten möchte der neue Vorstand künftig auf junge Athleten aus eigenen Reihen bauen. „Wenn wir es schaffen, eigene Nachwuchsathleten zu Top-Sportlern zu machen, wäre es das ideale Szenario“, sagt Yoshi Müller.Das Paradebeispiel sei Samira Attermeyer, die als langjährige LGO-Weitspringerin mittlerweile in der absoluten Spitze des Landes angelangt ist - auch, wenn die Silbermedaillen-Gewinnerin der U23-Europameisterschaften des vergangenen Jahres mittlerweile in Münster studiert und trainiert, ist es eine der Geschichten, die wiederholt werden soll.
„Und selbst wenn wir die Athleten ab einem gewissen Niveau irgendwann ziehen lassen müssen, um ihnen eine ideale Weiterentwicklung zu ermöglichen, haben wir in so einem Fall unser Ziel als LGO absolut erreicht“, sagt Stefan Peltzer. Attermeyer befindet sich zwar bis Ende dieses Jahres noch unter Vertrag bei Dortmunds Leichtathletik-Gemeinschaft, doch in der Vergangenheit wurden bereits Spekulationen über einen möglichen Abgang der Weitspringerin laut.
Zwar ist das Wechselfenster in der Leichtathletik seit Anfang Oktober geöffnet, bei der LGO befindet man sich aktuell aber noch in Verhandlungen über bestehende und mögliche neue Verträge. „Wir haben sehr gute Gespräche geführt, finale Entscheidungen stehen in den kommenden Wochen aber noch aus“, blickt Yoshi Müller voraus. Bereits ankündigen kann er aber: „Es wird in allen Disziplinbereichen Neuzugänge geben.“
Und um diese auch zukünftig bestmöglich fördern zu können, möchte die LGO ab kommendem Jahr auf ein neues Konzept setzen, in dem der Verein schon deutlich früher in der Nachwuchsbetreuung eingreift. „Das war bislang so wirklich erst ab der U16 der Fall. Auf Wunsch unserer Stammvereine möchten wir die zukünftig aber deutlich mehr entlasten“, sagt Stefan Peltzer. Bislang lag das Training in den Jugendklassen bis zur U14 so nahezu vollständig in der Hand der zehn Stammvereine, bevor die leistungssportlich orientierten Athleten ab der U16 in LGO-eigenen Gruppen zusammengefasst wurden.
Kein Geschäftsführer mehr
Was künftig außerdem weiter stark in den Fokus gestellt werden soll: die Kompetenzentwicklung mündiger Athleten. „Ein Aspekt, der uns im Vorstand sehr wichtig ist“, sagt Peltzer, dem gemeinsam mit dem restlichen Vorstand in der kommenden Zeit einige Herausfordungen bevorstehen - das Ausgleichen eines weiteren wegfallenden Posten etwa. So soll der Vorstand in der LGO künftig als „geschäftsführender Vorstand“ arbeiten, übernimmt so gleichzeitig auch die Aufgaben, die den hauptamtlichen Geschäftsführern Müller und zuletzt Sven Kurpierz bis zu seinem Ausscheiden vor wenigen Monaten zugeteilt waren.Doch Yoshi Müller sieht das keinesfalls als Nachteil: „Wir können die Aufgaben noch kompetenzgerechter verteilen, die Vorstandsrolle wird dadurch komplett neu definiert.“ Peltzer fügt hinzu, dass es einen hauptamtlichen Geschäftsführer in den vergangenen 30 Jahren gerade einmal knappe fünf Jahre gegeben habe - „selbst in den glorreichen Zeiten Mitte der 90er bis Anfang der 2000er Jahre nicht“.
[Ben Duwenbeck/RN]