Quelle: Peter Middel
Manuel Sanders gewann die Bronzemedaille in der 4x400-Meter-Staffel
Manuel Sanders feierte in Rom den größten Erfolg seiner Karriere. Diesen lässt er Revue passieren und zeigt Optimismus in Richtung Olympia.
Die Fäuste geballt schrie Manuel Sanders seine Freude lautstark in den Nachthimmel von Rom hinaus. Dann sank er auf seine Knie und verharrte einige Momente auf der blauen Tartanbahn im historischen Olympiastadion. „Da fiel schon sehr viel von mir ab, als mir klar wurde, dass wir es tatsächlich geschafft haben“, beschreibt der Bronzemedaillen-Gewinner mit der 4x400 Meter Staffel im Nachhinein seine Gefühlslage. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Emil Agyekum (SCC Berlin) und Marc Koch (LG Nord Berlin) hatte Sanders am finalen Tag der Leichtathletik-Europameisterschaften in einem lange sehr offenen Rennen bis zum Schluss um jede Sekunde gekämpft und sich dank eines wahnsinnigen Endspurt von Schlussläufer Emil Agyekum Bronze gesichert. „Ich brauche jetzt definitiv erst einmal ein paar Monate, bis ich diesen Riesenerfolg wirklich realisiere“, so der 26-Jährige. „Objektiv gesehen ist das natürlich der größte Erfolg meiner Karriere, obwohl mir unser U23-Europameistertitel mit der Staffel von 2019 emotional auch sehr viel bedeutet hat“, ergänzt Sanders.Der Dortmunder hatte die Staffel vergangenen Mittwoch als Startläufer ins Rennen geführt und damit den Grundstein für den späteren Triumph gelegt. „Ich bin einfach überglücklich, dass es nach langer Zeit des Wartens für unsere Staffeln endlich mal wieder solch ein riesiges Erfolgserlebnis gab“, blickt er auf die ,,magische Nacht“ von Rom zurück.
Den Staffelstab noch auf Rang fünf liegend erhalten, hatte Schlussläufer Emil Agyekum sogar noch die Möglichkeit, bis auf den zweiten Platz vorzurücken. In der Endabrechnung und nach einem Foto-Finish fehlte schließlich nur eine Hundertstelsekunde auf die vom Heimpublikum getragenen Italiener. „Ich wurde jetzt oft gefragt, ob ich mich im Nachhinein nicht etwas ärgere, dass wir so knapp an Silber vorbeigeschrammt sind“, gibt auch Manuel Sanders zu, „aber im Endeffekt ist die Medaille für mich einfach überragend, auch wenn sie jetzt Bronze ist“.
Bereits im Vorlauf zwei Tage zuvor hatte Sanders ein deutsches Team in etwas veränderter Aufstellung früh auf Kurs gebracht und gemeinsam mit seinen Teamkollegen souverän einen der acht Finalplätze gesichert. „Unser Schlachtruf im Anschluss war ‚Alles für die Medaille‘, von daher haben wir nach dem ersten Rennen definitiv mit den vorderen Platzierungen geliebäugelt“, blickt der Langsprint-Spezialist zurück.
Seine erstes internationales Edelmetall durfte der Dortmunder in Rom gemeinsam mit einer ganz besonderen Person feiern: Partnerin Majtie Kolberg hatte sich über die doppelte Distanz von 800 Metern für die kontinentalen Meisterschaften empfohlen, und qualifizierte sich in Rom nach einem souveränen Vorlauf-Sieg und einem starken Halbfinale für den Endlauf auf großer Bühne. In einem schnellen Rennen wurde Kohlberg schlussendlich überraschend Fünfte inmitten der starken Kontrahentinnen und sorgte damit ebenfalls für ein großes Ausrufezeichen im deutschen Team.
„Es ist unglaublich wertvoll, dass man solche Momente zusammen erleben darf und auch im Alltag helfen diese ähnlichen Strukturen natürlich enorm“, beschreibt Lebensgefährte Sanders. Zwar hätte er aufgrund der unterschiedlichen Startzeiten in Rom kaum Zeit mit Kolberg verbringen können, allerdings sei jetzt im Nachgang genug Zeit, die Erfolge gemeinsam zu genießen.
Auch wenn nach der Europameisterschaft erst einmal eine gewisse Anspannung von den beiden Top-Athleten abfällt, geht Manuel Sanders Blick schon jetzt in Richtung seines großen Saisonhighlights, den Olympischen Spielen in Paris: „Dieser Erfolg in Rom gibt natürlich auch noch einmal einen riesigen Push, auch für die Vorbereitung“, erklärt der 26-Jährige und zeigt sich für seine zweite Teilnahme bei den Sommerspielen selbstbewusst. „Ich bin sicher, dass wir uns bei Olympia auf allen Staffel-Positionen noch einmal etwas steigern können“, so Sanders.
Das Ziel für Paris sei es, definitiv unter die Top 8 und damit ins Finale zu laufen. „Durch unseren Auftritt bei der EM ist das noch einmal deutlich realistischer geworden“, gibt sich der Langsprinter zuversichtlich. „Wir brauchen uns in Paris definitiv nicht zu verstecken.“
Team im Hintergrund
Ähnlich selbstbewusst war Dortmunds Top-Leichtathlet auch in die 400 Meter Einzelrennen bei den Europameisterschaften gegangen, verpasste mit dem sechsten Platz im Halbfinale den Einzug in den Endlauf aber recht deutlich und blieb damit auch hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. „Mit meinem Auftritt dort war ich leider überhaupt nicht zufrieden“, erklärt Sanders im Nachhinein. „Ich konnte leider gar nicht zeigen, was ich eigentlich drauf habe.“ Trotzdem habe sich der gebürtiger Dülmer davon nicht herunterziehen lassen und den Fokus möglichst schnell auf die folgenden Staffelrennen gerichtet. „Ich glaube, dass mich diese Wut im Bauch noch einmal zusätzlich motiviert hat“, verrät er.Extrem ausschlaggebend für den Erfolg in Rom und auch für zukünftige Leistungsziele sei für Manuel Sanders aber vor allem sein Team im Hintergrund. „Ohne solch eine Unterstützung und auch ohne meinen Trainer Thomas (Kremer, Anm. d. Red.) wäre das alles gar nicht machbar“, zeigt sich der 26-Jährige dankbar. „Solch einen Rückhalt braucht man einfach.“
{Ben Duwenbeck]