Quelle: Uli Hörnemann
Die Köpfe der westfälischen Leichtathletik: FLVW-Vizepräsident Peter Westermann (l.) und VLA-Vorsitzender Bernhard Bußmann
Das Sparkassen Indoor Meeting Dortmund (20. Januar 2024) ist kerngesund. Die populäre Veranstaltung lebt von einem hochkarätigen Mix internationaler Stars und nationaler Topathleten. „Der Weltverband hat dem Meeting erneut das Bronze Label verliehen, so dass es auch 2024 zur World Athletics Indoor Tour gehört“, sagt Bernhard Bußmann, Vorsitzender im Verbands-Leichtathletik-Ausschuss (VLA) des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW), „es ist das größte und bedeutendste Hallensportfest hier in Westfalen.“ Und es hat eine lange und hochinteressante Geschichte, die Bußmann maßgeblich mitgeschrieben hat.
Es war im Jahr 1995, als die Premiere vor 500 Zuschauern in der Helmut-Körnig-Halle, Strobelallee 40, stattgefunden. Bernhard Bußmann (68) und Thomas Kremer (62) zählen zu den Mitbegründern dieses Events, das die LG Olympia Dortmund (LGO) damals aus der Taufe gehoben hatte. Bußmann war LGO-Vizepräsident von 1993 bis 2002. Kremer ist hauptamtlicher DLV-Trainer, coacht seit fast 35 Jahren die LGO-Kurz- und Langsprinter, unter anderem Ingo Schultz, Vizeweltmeister und Europameister über 400 Meter, oder Bastian Swillims, Vizeeuropameister über 400 Meter. Aktuell ist der beste deutsche Viertelmeiler, Manuel Sanders, sein „Zugpferd“ im LGO-Rennstall.Immer vordere Plätze im IAAF-Ranking
Das Meeting expandierte und sorgte regelmäßig für Schlagzeilen. Im Ranking der IAAF, wie der Weltverband bis 2019 hieß, nahm es stets vordere Plätze ein. „Haile Gebrselassie ist in Dortmund gelaufen, Dieter Baumann sowieso, US-Hürdensprinterin Gail Devers auch oder die Russin Swetlana Feofanowa, die 2001 im Stabhochsprung mit 4,64 Meter einen Europarekord aufgestellt hat.“ Und Danny Ecker, noch ein Stabartist, katapultierte sich anno 2001 über sechs Meter, der selbst nach zwei Jahrzehnten deutscher Rekord ist.An ein Rennen kann sich Bernhard Bußmann besonders gut erinnern. „Das waren die 5.000 Meter von Gabriela Szabo“, betont er, „kurz vorher haben wir alle Türen geöffnet, damit frische Luft in die Halle kam. Weil es draußen lausig kalt war, fanden die Leute diese Aktion gar nicht lustig.“ Egal! Die kleine Ungarin mit dem großen Kämpferherzen kurvte wie ein Wirbelwind um die 200 Meter lange Bahn und rannte 1999 Weltrekord mit 14:47,35 Minuten. „Das war der absolute Hammer“, meint der pensionierte Kriminalhauptkommissar aus Olfen, „sechs Frauen waren am Start, darunter auch Tempomacherinnen, nur zwei sind ins Ziel gekommen.“ Szabo eilte allen auf und davon, sie war nicht zu bremsen in ihrem Tatendrang.
Vorläufiges Aus nach Rückzug der Fernsehanstalten
Der Vorhang in Dortmund fiel 2004, als sich das Fernsehen zurückzog. Bernhard Bußmann, der Jahr für Jahr im Organisationskomitee saß, blickt zurück: „Die LG Olympia bekam keinen Sendeplatz mehr.“ Wolf-Dieter Poschmann, der viel zu früh verstorbene ZDF-Moderator, sowie die beiden Leichtathletik-Experten von der ARD, Dieter Adler und Ralf Scholt, hatten mehrere Jahre lang fachmännisch berichtet. „Ohne die TV-Übertragung machten auch mehrere Sponsoren einen Rückzieher.“ Das Aus des Indoor Meetings, das Olympiasieger, Welt- und Europameister angezogen hatte, war nicht zu verhindern. „Schade“, so Bußmann, „es war ein stressiger Job, wir haben alles ehrenamtlich gemacht, teilweise bis tief in die Nacht. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn ab 1998, 1999 war das Meeting immer ausverkauft.“Aber vierzehn Jahre später folgte die Neuauflage dieses Hallen-Klassikers. Nicht zuletzt dank der Initiative von Thomas Kremer, der Bernhard Bußmann, der 2004 bei der LG Olympia ausgeschieden war, wieder ansprach und ihn überredete, 2018 und 2019 die vielfältigen Aufgaben des Meeting-Direktors zu übernehmen. „Die LG Olympia wollte das Sparkassen Indoor Meeting wieder aufleben lassen“, erklärt er, „und das ist ihr dann auch gelungen.“ Dortmund sei in der Vergangenheit immer eine Leichtathletik-Hochburg gewesen, fügt er hinzu, und das soll auch so bleiben. Dortmund hat auch die einzige fest installierte Halle mit sechs Rundbahnen in Deutschland.
Deshalb werden die deutschen Hallen-Meisterschaften der Männer und Frauen alle zwei Jahre in Dortmund ausgetragen, im Wechselspiel mit Leipzig. „Der DLV weiß, was er am FLVW hat“, verkündet Bußmann selbstbewusst, „wenn der Landesverband Westfalen eine Meisterschaft organisiert, dann funktioniert das auch.“ Schon zum zweiten Mal hintereinander werden die U20-Titelkämpfe in der Helmut-Körnig-Halle über die Bühne gehen. Vom 24. bis 25. Februar 2024 gastieren die besten Nachwuchsathleten und -athletinnen in Dortmund, dazu finden dann eine Woche später auch die deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften an der Strobelallee statt.
Malaika Mihambo gibt ihr Comeback in Dortmund
Diese Titelkämpfe sind freilich noch Zukunftsmusik. Die LG Olympia Dortmund mit Geschäftsführer Yoshi Müller und ihrem Vorsitzenden Michael Adel, der seit 2020 als Meeting-Direktor fungiert, freut sich jetzt erst mal auf das Sparkassen Indoor Meeting, denn in den letzten Tagen sind bereits zahlreiche Top-Stars als Teilnehmer*innen vermeldet worden. Die hochmoderne Halle, die 2021 vollkommen renoviert wurde, die 4.000 Zuschauer*innen aufnehmen kann, neue Tribünen, eine neue Beleuchtung und eine neue Beschallungsanlage erhalten hat, ist ein Schmuckkästchen mit sechs Rundbahnen, was heutzutage internationalem Standard entspricht.Bei den Frauen stehen am 20. Januar 2024 folgende Disziplinen auf dem Programm: 60 Meter, 400 Meter, 800 Meter, 3.000 Meter und Weitsprung, wobei Publikumsliebling Malaika Mihambo ihr Comeback nach langer Verletzungspause gibt. Bei den Männern sieht das Wettkampfangebot so aus: 60 Meter, 400 Meter, 1.500 Meter, 60 Meter-Hürden und der Stabhochsprung. Bernhard Bußmann, der sich vor zwei Jahren aus der Organisation zurückgezogen hat, ist davon überzeugt, dass die LG Olympia Dortmund mit diesem Meeting in 2024 wiederum beste Werbung für die Leichtathletik machen wird.
Der Ticketverkauf läuft wie gewohnt über www.ticketmaster.de, an allen an das TM-System angeschlossenen Vorverkaufsstellen sowie erstmals auch über die LGO-Geschäftsstelle im Stadion Hacheney. Stehplatzkarten kosten 7,50 Euro, Sitzplätze gibt es in zwei Kategorien für 12,50 und 22,50 Euro.
[Uli Hörnemann]