Quelle: Stephan Schütze
Kreisvorsitzender Andreas Edelstein (l.) und Ehrenkreisvorsitzender Jürgen Grondziewski (r.)
Wenn ihr auf unseren Seiten ein längeres Interview mit unserem Kreisvorsitzenden Andreas Edelstein fandet, habt ihr meist aus traurigen aktuellen Anlässen Problematisches gelesen. Um die Gewalt auf unseren Plätzen. Zum Start in die neue Saison haben wir uns wieder getroffen, diesmal in den schmucken neuen Räumen des Fußballkreises an der Kronenburgallee. Ein Besuch lohnt sich, dies sei vorweggeschickt. Und dieses Gespräch auch, denn Andreas Edelstein hat einige schöne Dinge zu berichten.
Andreas, wenn wir uns unabhängig der Hallen-Stadtmeisterschaft Zeit für ein intensiveres Gespräch getroffen haben, ging es meistens auch um körperliche und verbale Exzesse auf den Plätzen. Mein Eindruck ist, dass wir einen erfreulich ruhigen Start hatten. Bestätigst du das?In der Spitze ist das so. Wir haben da zwar noch keine kausalen Zusammenhänge ermitteln können, sehen aber die Möglichkeit, dass die AG Gewalt und die intensivierte Kommunikation mit den Vereinen Früchte tragen. Aber noch immer bekommen wir Meldung von nicht akzeptablem Verhalten von Spielern, Verantwortlichen und eben immer wieder auch Zuschauern. Eine erste echte Bilanz möchte ich dann lieber in vielleicht zwei Monaten ziehen. Wir wissen allerdings jetzt schon, dass wir Rechtssicherheit haben, was zum Beispiel Sanktionen wie einen Ausschluss von der Hallen-Stadtmeisterschaft betrifft. Ich bin ja keiner, der sich erfreut, andere zu bestrafen. Aber wir wissen natürlich, dass die Vereine sehr gerne in der Halle dabei sind. Und wenn das im Freien, aber dann auch in der Halle, überhaupt nicht funktioniert, dann gibt es eben eine Pause.
Aber ich höre aus deinen Worten, gerade wegen unserer Bemühungen, unterstützt durch die Sozialarbeit, bist du zumindest verhalten optimistisch…
Richtig! Auch wir merken immer wieder, dass Reden hilft. Ich berichte sehr gerne von einem mehr als dreistündigem Gespräch mit Sarajevo Bosna. Ihr erinnert euch, da ging es auch um schwere Anschuldigungen gegen unseren Vorsitzenden Sportrichter Patrick Neumann. Wir haben uns gegenseitig erst die Meinung gesagt und dann gemeinsam konstruktiv erarbeitet, wie wir in Zukunft gut miteinander umgehen. Ich möchte das Verhalten des Bosna-Vorstandes während des Gespräches ausdrücklich hervorhoben und loben. Wenn wir so kommunizieren, dann ändern wir doch etwas.
Du sagst, du möchtest die Vereine mitnehmen…
Richtig! Wenn jemand Kritik an uns üben möchte, dann darf er das gerne auch öffentlich. Ich frage dann aber die Leute: Warum ruft ihr mich nicht an und fragt, warum wir etwas tun? Wir sind immer gesprächsbereit. Drei Beispiele habe ich: Fangen wir mit dem an, was wirklich nicht funktioniert hat aber aus meiner Sicht einen Versuch wert war: die Gruppenphase im Kreispokal vor zwei Jahren. Wenn wir aus allen Richtungen hören, dass es so nicht gewollt ist, dann reagieren wir doch auch. Wir wollen doch auch, dass alle, wie wir, Spaß am Fußball haben. Das zweite Beispiel: Wir haben die Teilnehmer vor der Stadtmeisterschaft durchmischt und nicht mehr nur vor ihrer Haustür gelassen.
Wie haben die Leute reagiert?
Natürlich haben einige gesagt, sie möchten, dass alles bleibt, wie es war. Ich habe auch viel Positives gehört, denn dadurch, dass sich nicht die stärksten Teams auf einige wenige Hallen konzentriert haben und damit überall ähnliche Voraussetzungen bestanden, hatten wir ein ausgeglichen starkes Endrundenfeld. Ich denke, wir sind uns einig, dass es im Winter nicht nur besonders stimmungsvolles, sondern auch sehr ausgewogenes Turnier hatten. Es war nicht mehr so, dass es dann wegen der Leistungsdichte beispielsweise in Renninghausen unterklassige Vereine in Huckarde leichter hatten. Und gerade unsere Huckarder Freunde hatten im Winter die Bude mit trinkfreudigen Zuschauern voll. Da hatten besonders viele um den vermeintlich verloren gegangenen Lokalkolorit getrauert.
Dann das dritte Beispiel…
Die Dortmund-Liga! Wir haben allen Vereinen rechtzeitig, also mehr als zwei Jahre vor ihrer Einführung, alles erklärt. Wir hatten unsere mit vielen Vereinsvertretern vorher beschlossene Idee ausführlich beim Kreistag im Juni erläutert. Ich habe mich gefreut, dass die Ruhr Nachrichten in der Sonderbeilage einen Text hatten, in dem Vielleicht-Kandidaten zu Worte kamen, die also auf den Rängen unterwegs sind, auf denen die Trennlinie liegen wird, wer dann Dortmund-Liga oder Kreisliga A spielt. Und die haben alle gesagt, sie möchten in die Dortmund-Liga, weil sie attraktiver ist und stärker sein werde als die Kreisligen, die ja Kreisligen bleiben.
Für den SC Husen-Kurl, dessen Vorsitzender du bist, könnte es auch eine enge Kiste werden. Du schätzt deinen Vorgänger Jürgen Grondziewski sehr und bist daher bestimmt auch mit ihm einer Meinung, dass Vorstands- und Verbands- oder Kreisarbeit sich nicht ausschließen?
Völlig richtig, denn ich erfahre im Verein ja täglich, wie es läuft und was die Leute bewegt. Wir machen das ja nicht gegen, sondern für die Leute. Aber zur Aufgabe des Kreisvorsitzenden gehört natürlich die Präsenz auf verschiedenen Plätzen. Ich bin aber auch viel zu sehr Fan des Dortmunder Amateurfußballs, dass ich mir Spiele aus allen Ligen ansehe. Ich muss nicht hier ständig im Büro sein, sondern sehe mir, gerne auch etwas abseits der vielen Leute, in Ruhe ein Spiel einfach nur an.
[Alex Nähle]