Dr. Manfred Poerschke gehörte zur legendären 4x400-Meter-Staffel des OSV Dortmund-Hörde, die am 31.Juli 1957 in Köln in der Besetzung Kurt Heise, Walter Oberste, Albert Radusch und Manfred Poerschke mit 3:08,9 Minuten einen neuen Weltrekord für Vereinsstaffeln aufstellte. Der Dortmunder Viertelmeiler feiert heute (26. Februar) auf der Kanaren-Insel Teneriffa zusammen mit seiner Tochter Ulrike seinen 90. Geburtstag.
Er hätte zu seinem Ehrentag auch gerne die Glückwünsche seiner Ehefrau Burghild entgegengenommen, doch sie starb 2022 nach 60 glücklichen Ehejahren. „Das war ein großer Einschnitt in meinem Leben. Ich versuche, über den Schmerz hinweg zu kommen, in dem ich sehr viel unternehme“, betont der frühere Dortmunder Viertelmeiler, der für sein Alter noch topfit ist. Allerdings investiert für seine Fitness noch einiges. So geht er täglich bis zu zwei Stunden zügigen Schrittes spazieren und versucht regelmäßig mit einer gezielten Senioren-Gymnastik, weiterhin beweglich zu bleiben. Darüber hinaus ist seine Reiselust ungebrochen.
Obwohl Manfred Poersches sportliche Glanztaten schon über 60 Jahre zurückliegen, würde er wahrscheinlich mit seinem früheren Leistungspotential heute immer noch mit der deutschen Spitzenklasse Schritt halten können. Schließlich kann man von den Zeiten, die er damals auf Aschenbahnen erzielte, über 400 Meter eine Sekunde abziehen. Auch die früheren Spikes mit den langen Dornen kann man mit den heutigen High-Tech- Produkten nur noch bedingt vergleichen.
Trotzdem brachte es Manfred Poerschke während seiner erfolgreichen Laufbahn auf Bestzeiten von 10,7 Sekunden über 100 Meter, 21,4 Sekunden über 200 Meter, 47,0 Sekunden über 400 Meter und 1:52,2 Minuten über 800 Meter.
Aufgrund seiner Veranlagung wäre der blonde Dortmunder wahrscheinlich der gemachte Mann für die 800 Meter gewesen. Diese Meinung vertrat Trainer-Legende Bert Sumser, der von 1956 bis 1962 im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) die Mittelstreckler betreute. „Ich wäre beinahe auf Bert Sumsers Ratschlag eingegangen, doch als ich ihn um einen Trainingsplan für die 800-Meter-Distanz bat, traute ich meinen Augen nicht, denn ich hätte nach seinem Konzept kaum noch einen Ruhetag gehabt. Das war mir viel zu viel, sodass ich bei den 400 Metern blieb. Schließlich habe ich zu meiner besten Zeit nur zweimal in der Woche trainiert,“ bemerkt Manfred Poerschke, der aufgrund seines geringen Trainingsaufwandes sein wahres Leistungspotential wahrscheinlich nicht ausgeschöpft hat. Dennoch trauert er nicht seinen verpassten Chancen nach und zeigt sich rundum zufrieden. Neben dem 4x400-Meter- Weltrekord für Vereinsstaffeln feierte der Dortmunder, der der Westfalenmetropole trotz attraktiver Angebote anderer Vereine immer treu geblieben ist, seinen größten Erfolg, als er am 30. Juni 1957 in Berlin auf der Stadionrunde in einem mitreißenden Rennen in 47,5 Sekunden den 400-Meter- Olympiasieger von Melbourne, Charles Jenkins, schlug.
Wenn Manfred Poerschke, der dreimal in Folge beim Berliner ISTAF den 400-Meter-Lauf gewann, von diesem Überraschungssieg berichtet, glänzen immer noch seine Augen. Dabei können sich auch seine anderen Erfolge sehen lassen. So belegte der 21-fache Länderkampf-Teilnehmer mit der deutschen 4x400m-Staffel bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne den vierten Platz.
Internationales Edelmetall holte er sich bei den Europameisterschaften 1958 in Stockholm, als er zusammen mit Carl Kaufmann, Karl-Friedrich Haas und Johannes Kaiser über 4x400m auf den Silber-Rang kam.
Der frühere deutsche Juniorenmeister (1955) ist stolz darauf, ein „Eigengewächs“ des damaligen OSV Hörde gewesen zu sein. Dieser Dortmunder Vorort-Verein zählte in den 1950iger und 1960iger Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Leichtathletik-Vereinen.
1961 bestritt Manfred Poerschke seinen letzten Länderkampf. Dennoch verlor er anschließend nicht den Kontakt zur Leichtathletik, denn er engagierte sich 18 Jahre lang als Trainer für den OSV Hörde und den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen.
Den Ehrgeiz, den er auf der Laufbahn demonstrierte, bewies er später auch im Berufsleben. Als „Spätberufener“ studierte er zunächst an der Pädagogischen Hochschule Dortmund. Anschließend promovierte er im Fach Erziehungswissenschaften. In seinen letzten 20 Berufsjahren war Manfred Poerschke Leiter einer Motopädie-Fachschule.
[Peter Mddel]