Andreas Edelstein hatte immer wieder betont, dass er lange genug im Geschäft sei, um keine große Sorgen vor der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft zu haben. Am Ende aber wirkte unser neuer Chef doch ein wenig erleichtert. Oder war er wegen der monatelangen Arbeit für dieses Event einfach nur platt. Unter den Eindrücken des gerade Erlebten gab der Kreisvorsitzende uns noch am Endrundentag dieses Interview.
Andreas, das war dein erstes Turnier als Kreisvorsitzender. Gib es zu: Du bist doch ziemlich erleichtert.
Das stimmt, natürlich hatte ich immer gehofft, dass wirklich alles glattläuft. Aber wenn ich sehe, mit wieviel Spaß und Feuereifer alle dabei waren, überwiegt jetzt eher der Stolz. Stolz auf den Dortmunder Fußball, der sich seit zwei Wochen von seiner besten Seite präsentiert hat. Stolz auf das Ehrenamt unseres Kreises. Stolz auf das Ehrenamt in den Vereinen. Stolz auf die großzügigen Sponsoren. Stolz auf den Fußball, der dank Spielern, Trainern und Fans hier und in allen Hallen der Gewinner des ersten Turniers nach Corona ist.
Bevor wir das große Finale hier in der Körnig-Halle gemeinsam Revue passieren lassen, sollten wir vielleicht zwischen Weihnachten und Neujahr mit der Vorrunde beginnen. Zur Dimension dieser Veranstaltung zählen ja nicht nur die mehr als 8000 Endrundenzuschauer, sondern die sechs verschiedenen Hallen…
Das stimmt! Wir können den Ausrichtern gar nicht genug danken, dass sie das Turnier wuppen. Ich weiß aus eigener Ausrichtererfahrung, was die vielen Helfer leisten. Sie opfern ihre Ferien, ihre Freizeit, ihre Zeit mit der Familie, um die Fußballerfamilie glücklich zu machen. Und das ist, ganz einfach gesagt, auch harte Arbeit.
Sportlich bot die Vorrunde noch nicht die großen Überraschungen, in der Zwischenrunde mussten sich die Favoriten aber sputen, um durchzukommen. Die Spannung stieg, die Leute rannten uns die Buden ein. Haben dich die Bilder von um Einlass begehrenden Zuschauern gefreut oder gestört?
Mir tat jeder leid, der nicht reinkam. Aber die Vereine waren eben sehr kreativ, um sich mit Karten einzudecken. Ich denke, die Leute, die zu spät kamen, haben dann immerhin den Livestream sehen können und sich vorgenommen, in Zukunft einfach früher an Karten zu denken. Natürlich ist es unser Ziel, dass jeder, der die Spiele sehen möchte, dies auch kann. Wir waren am ersten Zwischenrundentag aber selbst so überwältigt von den Zuschauermassen in allen Hallen, dass wir keine Vorwarnungen ausgesprochen haben.
Wäre das vielleicht eine Idee, in Zukunft Wasserstandsmeldungen wegen des Vorverkaufs zu veröffentlichen?
Auf alle Fälle. Das haben wir vor der Endrunde auch gemacht. Letztendlich aber gab es kaum Konfliktsituation. Ausverkauft ist eben ausverkauft.
Und Fans sind eben Fans. Selten habe ich einen ersten Endrundentag mit so vielen, so großen Fangruppen erlebt. Das war dann doch noch eine deutliche Steigerung zu den ersten Runden…
Absolut. Das war einfach richtig stark. Die Atmosphäre hat uns allen imponiert, selbst die Neutralen. Dass der Hörder SC zum Beispiel zum ersten Mal nach vielen Jahren ohne Endrunde solch einen stimmungsvollen Block stellt, ragte noch heraus. Verdient hat der VfR Sölde den anderen Fanpreis gewonnen. Aber ich möchte auch an die vielen Gänsehautmomente zuvor in der Halle Nette erinnern oder an den TuS Kruckel, der ein ganzes Dorf mobilisierte. Diese Leute sind die Seele des Turniers.
Die beiden Endrundentage gerieten dann endgültig zur Demonstration, wie sehr sich die Leute nach der Coronapause auf die Stadtmeisterschaft gefreut hatten und wie sehr sie bereit waren, dieses Familienfest trotz natürlich vorkommender Emotionen friedlich zu gestalten. Stimmst du mir zu?
Auf jeden Fall. Ich war ja ständig unterwegs, habe so viele glückliche Gesichter gesehen. Und ja, da dürfen Emotionen hochkochen wie in den Halbfinals, aber ich denke, dass alles im Rahmen blieb und die Leute, die sich gerade ein wenig in den Haaren hatten, jetzt schon wieder gemeinsam etwas trinken.
Die Fans fühlten sich sehr fair durch die Security von Mengede 08/20 und Urania Lütgendortmund behandelt und vom Dorstfelder SC und vom FC Brünninghausen professionell mit Stadionspeisen und Getränken versorgt. Und hier im VIP-Bereich lassen es sich die Sponsoren gut gehen. Kann es noch besser laufen?
Wir sollten mal festhalten, was wir dank dieser Leute haben. Das ist ein absolutes Premiumprodukt. Die Stadtmeisterschaft ist auch dank meines Vorgängers Jürgen Grondziewski immer mehr gewachsen. Und ja, wir haben die Leute nie verloren, sie immer mitgenommen. Ein offenes Ohr für die Wünsche aller Fußballer sollten wir immer haben.
Wunschlos glücklich war der ASC 09 Dortmund. Haben wir einen verdienten Stadtmeister?
Ja, die haben sich immer weiter gesteigert, den großen Favoriten TuS Bövinghausen niedergekämpft und am Ende das Finale gegen Brünninghausen verdient gewonnen. Sie waren lange nicht das spektakulärste Team. Aber du kannst sie einfach nicht schlagen. Daran sieht jeder, wie wichtig das Turnier auch Oberliga-Spielern ist. Trauer und Enttäuschung der Bövinghausen-Spieler, die ein unglaublich starkes Turnier gezeigt hatten, zeigen auch, dass sie unbedingt gewinnen wollten. Jeder will diesen Titel unbedingt gewinnen, selbst wenn er Weltmeister oder gewöhnlicher Profi war.
Andreas, was machst du jetzt die kommenden Tage. Folgt die große Leere?
Du bist lustig. Ich muss am Montag wieder arbeiten, möchte auch meine Familie gerne öfter sehen. Am Freitag ist noch der Abend der Sieger. Und es dauert nicht mehr lange, da kümmern wir uns um die 38. Stadtmeisterschaft.
Vor der du natürlich noch weniger nervös bist…
Eine gewisse Anspannung gehört dann doch dazu. Aber ich weiß, dass ich mich auf so viele Menschen verlassen kann. Daher ist die Anspannung positiv.