Quelle: Privat
Organisator Manfred Richter mit seinem früheren Trainer Werner Schallau und mit seinem ehemaligen Staffelkameraden Ulrich Köwring bei der Wiedersehensfeier.
Es glich der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Der Dortmunder und frühere Schalker Sprinter Manfred Richter hatte sich zum Ziel gesetzt, die Staffel des SUS Schalke 96, die 1969 als reines Junioren-Team über 4x 100 Meter den Westfalen-Titel bei den Männern gewann und bei den damaligen deutschen Junioren-Meisterschaften in das Finale vordrang, nach 54 Jahren zu einer Wiedersehensfeier einzuladen.
„Die Idee zu diesem Treffen kam mir vor zwei Jahren, als ich unseren früheren Trainer Werner Schallau zu seinem 83. Geburtstag gratulierte. Er hatte sich riesig über meinen Anruf gefreut und begann in Erinnerungen zu schwelgen. Schließlich war es für einen Verein wie den SUS Schalke 96, der nicht zu den Top-Klubs in Westfalen zählte, etwas Außergewöhnliches, mehrere Athleten in seinen Reihen zu haben, die zur Spitze im DLV zählten und auch an mehreren Länderkämpfen teilnahmen,“ betont Manfred Richter.Die Staffelläufer nach über 50 Jahren ausfindig zu machen, war recht zeitaufwendig. Doch der Ehemann von Doppel-Olympiasiegerin Annegret Richter , der im Leichtathletik-Bereich sehr gut vernetzt ist, setzte alle Hebel in Bewegung, sein hochgestecktes Ziel zu erreichen. Günter Wessing, der damals den Westfalenrekord über 200 Meter von 20,9 auf 20,8 Sekunden verbesserte, war in Gelsenkirchen leicht zu finden.
Deutlich schwieriger gestaltete sich die Suche nach Jürgen Lorenczat und Ulrich Köwring. Bei Jürgen Lorenczat ließ es Manfred Richter einfach einmal auf einen Versuch ankommen, als er im Internet von einer Hundeschule Lorenczat in Braunschweig las. Anfang 2023 nahm er Kontakt mit der Hundeschule auf, obwohl er wenig Hoffnung hatte, dort fündig zu werden. Aber er hatte Erfolg. Es meldete sich dort sein früherer Staffelkamerad Jürgen Lorenczat, der zunächst den Beruf des Kürschners erlernt hatte, dann aber, als die Nachfrage nach Pelzen nachließ, eine Hundeschule in Braunschweig gründete.
Bei der Recherche nach dem Namen von Ulrich Köwring nahm Manfred Richter die Hilfe von Olaf Brockmann, der ein international anerkannter Leichtathletik-Journalist ist, in Anspruch. Der frühere Mitarbeiter des Sport-Informations- Dienstes (sid) und der österreichischen Kronen-Zeitung war seit 1972 bis heute bei fast allen leichtathletischen Highlight dabei- zuletzt auch bei der WM in Budapest. Kleine Notiz am Rande: Auf Vermittlung von Olaf Brockmann übergab Annegret Richter dem 2021 eröffneten „Museum of World Athletics“ (MoWA), das das erste virtuelle 3-D-Sportmuseum der Welt ist, ihr Jackett, das sie als Mitglied der Europaauswahl beim 1. IAAF Weltcups 1977 in Düsseldorf trug. Diese freundschaftliche Verbindung zum Ehepaar Richter erleichterte die Recherche-Arbeit.
Sehr geholfen bei der Vorbereitung des Treffens hat Manfred Richter auch der Bielefelder Thomas Bollweg, der sich als Hobbystatistiker schon seit Jahren intensiv mit der Leichtathletik-Historie beschäftigt. Er verfügt über einen großen Wissensfundus und weiß, welche geeigneten Quellen man nutzen kann.
Die ehemaligen Staffelkameraden ausfindig zu machen, war für Manfred Richter genauso spannend wie das Treffen selbst, das am 29. August in Gelsenkirchen stattfand. „Man hat sofort gespürt, wie sehr sich alle auf das große Wiedersehen nach so vielen Jahren gefreut haben.
Vom ersten Augenblick an gab es einen regen Austausch von den vielen interessanten Geschichten aus unserer damaligen Zeit. Es war interessant, wie sich durch die vielen Schilderungen, das Puzzle in den Köpfen aller so nach und nach wieder vervollständigte,“ berichtet Manfred Richter. Für den früheren Sprinter und Hürden-Läufer steht daher fest: „Wir werden versuchen, uns möglichst zeitnah wieder zu treffen. Die Vorbereitung für unsere nächste Zusammenkunft wird auf jeden Fall einfacher sein.“
[Peter Middel]