Quelle: Peter Middel
Para-Sportler Marcel Böttcher kommt mit seinem Guide Alexander Kosenkow zur LGO
Die Dortmunder Leichtathletik darf sich kurz vor Ende der Wechselperiode über hochkarätige Neuzugänge freuen.
,,Wir wollen unseren Sprintbereich weiterhin stärken und verbessern“, hatte Marcus Hoselmann, Sportlicher Leiter von Dortmunds größtem Leichtathletik-Klub, noch vor wenigen Wochen die Pläne für die kommende Zeit anklingen lassen. Nun hat der 43-jährige den Worten Taten folgen lassen und einige hochrangige Neuzugänge in eben jenem Sprintbereich vorgestellt.
„Mit Deniz Almas, Adnan Hozic, Max Spitzer sowie Marcel Böttger & Alexander Kosenkow verstärken uns fünf richtig schnelle Männer“, lässt Hoselmann anklingen.
Nach den schmerzhaften Abgängen der vergangenen Wochen, etwa der langjährigen Top-Athleten Manuel Sanders und Mohammed Abdilaahi, darf sich die Dortmunder Leichtathletik in den kommenden Jahren damit erneut auf teils international renommierte Starter im rot-weißen LGO-Trikot freuen.
Das Gesamtpaket hat 10,08-Sekunden-Sprinter Deniz Almas überzeugt
Zum neuen Dortmunder Aushängeschild der Sportart könnte sich so Deniz Almas entwickeln. Der 27-jährige „Turbotürke“, wie er aufgrund seiner familiären Wurzeln oft genannt wird, wechselt zur neuen Saison an die Strobelallee und bringt dabei Bestzeiten von 10,08 Sekunden über 100 sowie 6,60 Sekunden über 60 Meter mit.„Mein Vertrag bei meinem alten Verein wurde sehr unerwartet und kurzfristig nicht verlängert und ich musste schnell eine Alternative finden“, erklärt der ehemalige Wolfsburger die Gründe für seinen Wechsel. Über Kontakte ist anschließend der Draht zur LGO hergestellt worden, die direkt großes Interesse gezeigt hat. „Hier hat mich das Gesamtpaket absolut überzeugt und ich freue mich auf die gemeinsame Zeit.“
Für Aufmerksamkeit sorgte Almas zuletzt im vergangenen Sommer bei den Europameisterschaften in Rom, bei denen er mit der Deutschen 4x100 Meter-Staffel die Bronze-Medaille gewann. Junioren-Europameister darf sich Almas außerdem seit Sommer 2019 nennen, als er mit der Staffel in Schweden zum Titel lief und auch zwei deutsche Meistertitel über 60 und 100 Meter durfte der Olympia-Starter von Paris und Tokyo in seiner Karriere bereits bejubeln.
Ein Transfercoup also für die LG Olympia, über den sich auch Marcus Hoselmann freuen darf. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass Deniz auch für uns noch den ein oder anderen Erfolg einfahren kann, wenn er sich so positiv weiterentwickelt“, erklärt der sportliche Leiter.
Um genau diese positive Weiterentwicklung zu ermöglichen, wird Almas allerdings weiterhin in seiner Trainingsgruppe in Leipzig um Coach Alexander John trainieren. „Wir haben aktuell nicht die Möglichkeiten alle Athleten tatsächlich zu uns an den Standort zu holen, da dafür auch einfach die passenden Trainer notwendig sind“, ist sich auch Hoselmann den Umständen bewusst, freut sich aber nichtsdestotrotz auf die gemeinsame Zusammenarbeit: „Deniz passt sehr gut zur LGO und wird hoffentlich die Leitfigur einer erfolgreichen Kurzsprint-Zukunft sein.“
Para-Sportler Marcel Böttger wechselt mit seinem Guide Alexander Kosenkow zur LGO
Des Weiteren verstärkt mit Marcel Böttger ein weiterer Starter von Paris und Tokyo die LGO und bedient dabei mit dem Para-Sprint einen Bereich, der in der LGO bislang nur höchst begrenzt vorkam. „Ich finde es total wichtig, dass wir uns als LGO auch inklusionstechnisch engagieren und diese Sparte abdecken. Das ist auch Teil unserer aktuellen Umstrukturierung“, reagiert Hoselmann.Der 31-jährige Böttger, der mit einer Sehbehinderung in der Sprintklasse „T11“ startet, könnte damit als Initiator für einen völlig neuen Leistungszweig in der Dortmunder Leichtathletik stehen. „Das ist definitiv ein Startschuss, um den Bereich künftig noch weiter auszubauen“, blickt auch der Sportliche Leiter voraus.
Zu den größten Erfolgen des ehemaligen Athleten der DJK Blau-Weiß Annen gehören dabei neben dem vierten Rang der Europameisterschaften von 2019 auch die Plätze Sieben und Neun bei den vergangenen beiden Paralympischen Spielen im 100-Meter-Sprint sowie dem Para-Weitsprung.
Doch kein erfolgreicher Sprinter im sehbehinderten Bereich, ohne einen schnellen Guide: Mit Alexander Kosenkow wechselt auch der langjährige Begleiter Böttgers ins rot-weiße Trikot und ist dabei selbst alles andere als ein unbekannter Name in der deutschen Leichtathletik: Über Jahre prägte der dreimalige Olympiateilnehmer die erfolgreichen deutschen Sprintstaffeln, sammelte dabei vier Medaillen bei Europameisterschaften, sieben deutsche Meistertitel über 100 und 200 Meter, und stand mit den Sprintstaffeln des TV Wattenscheid über 20 (!) Mal ganz oben auf den Treppchen bei deutschen Meisterschaften.
„Alex wird uns mit seiner Staffel-Erfahrung sicherlich weit nach vorne bringen können und steigt neben seiner Tätigkeit als Guide auch als Trainer bei uns ein“, zeigt sich Marcus Hoselmann begeistert über den Transfer des „besten deutschen Kurvenläufers der vergangenen Jahre“, wie er Kosenkow bezeichnet.
Der 47-Jährige ist dabei sogar selbst noch über die Sprintstrecken aktiv, wenn mittlerweile auch im Seniorenbereich und hält in der U45-Altersklasse die Weltrekorde über 200 Meter in der Halle und unter freiem Himmel.
Insgesamt endet so ein Phase mit vielen Veränderungen für die LGO und Marcus Hoselmann, was der aber vor allem als Chance für den Leichtathletik-Klub sieht: „Im Nachhinein ist es wahrscheinlich gut so, wie es nun gekommen ist, auch wenn die Abgänge im ersten Moment immer schade sind. So gibt es uns jetzt aber die Chance, neuen Dinge zu fokussieren, was uns aus meiner Sicht sehr gut gelungen ist“. Angreifen möchte Hoselmann in den kommenden Jahren so vor allem mit der Herren-Sprintstaffel, für die mit Adnan Hodzic auch noch der Saarländische Meister verpflichtet wurde, der mit einer Bestzeit von unter 11 Sekunden und laut Hoselmann „dem Potenzial für eine 10,70“ nach Dortmund kommt - eine Zeit die Max Spitzer, der Fünfte im Bunde der Neuen mit Bestzeit von 10,69 Sekunden bereits unterbieten konnte.
Marcus Hoselmann: "Wechsel-Periode war turbulent"
„Wir haben nun definitiv genug schnelle Jungs, die sich bei den kommenden Meisterschaften gemeinsam in der Staffel gut verkaufen werden und auch um die vorderen Plätze mitlaufen können“, gibt sich der 43-jährige zuversichtlich.Vorbei also ein Wechselfenster, das Marcus Hoselmann, trotz einiger zwischenzeitlich eher kritischen Stimmen, insgesamt als Erfolg abstempeln kann: „Die Wechsel-Periode war turbulent, aber wir sind am Ende doch deutlich zufriedener, als der ein oder andere zu Beginn gedacht hätte. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit einem gut aufgestellten Team in das kommende Jahr gehen, auch wenn wir uns immer noch am Anfang einer Umstrukturierung befinden“.
{Ben Duvenbeck]