Quelle: FLVW
Die Minitore gehören zum neuen Konzept des Kinderfußballs
Nicht nur DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat zu den Aussagen von Hans-Joachim Watzke und den öffentlichen Diskussionen über die beschlossene Reform des Kinderfußballs Stellung reagiert. Am Samstag tagte der Jugendbeirat des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) und verabschiedete folgendes Statement:
"Die Aussagen von DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke zu den neuen Spielformen im Kinderfußball sind ein Stich ins Herz der Fußballbasis. Aus Sicht des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen e. V. (FLVW) können die Aussagen nur mit fehlendem Detailwissen in Verbindung gebracht werden. Ein Fußballspiel besteht immer darin Tore zu schießen und Tore zu verhindern. Und die Mannschaft, die ein Tor mehr erzielt hat, ist Gewinner des Spiels.So einfach, so gut.
Vor den Unternehmervertretern hätte Herr Watzke besser die Fußballbasis mit Lob überschütten müssen. Die Fußballbasis hat wiederholt seine Größe und Stärke bewiesen und einen Veränderungsprozess - zum Wohle der Kinder auf altersgerechte Spielformen umzustellen – zugelassen und engagiert umgesetzt. Teilweise erfolgte dieser Prozess unter erschwerten Bedingungen in der Coronakrise. Diese Einsatzbereitschaft ist eben nicht selbstverständlich in unserer Gesellschaft. An dieser Stelle müssen auch nicht alle Vorteile der neuen Spielformen wiederholt vorgestellt werden. Die wachsende Begeisterung, mit der der Fußballnachwuchs Woche für Woche auf den Fußballplätzen anzutreffen ist, ist Bestätigung genug für diesen Weg.
Im FLVW wird schon seit vielen Jahren in einigen Kreisen sogar seit Jahrzehnten auf die Veröffentlichung von Tabellen bei den G- und F-Junior*innen verzichtet. Es geht hierbei sogar zunächst weniger um die Kinder selbst, sondern vielmehr um das „Ego“ von einigen Trainern und Eltern, die durch unnötigen Druck von außen die Freude am Fußballspielen vermiesen. Kinderfußball muss aber in erster Linie Spaß machen. Drucksituationen kommen mit zunehmendem Alter im Lebensalltag ganz von allein. Kinder und Jugendliche, die nicht mit Begeisterung und Leidenschaft Fußball spielen (dürfen), werden dem Fußball nicht erhalten bleiben: weder im Breitenfußball noch im Leistungsfußball.
Nach den vielen Jahren der intensiven Diskussionen zu Veränderungen im deutschen Fußball sollte wieder mehr Vertrauen und ein Miteinander im Vordergrund stehen. Die Aussagen von Herrn Watzke sind mehr als kontraproduktiv. Der FLVW begrüßt hingegen die Klarstellung des DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf vom Freitag (08.09.2023)."
FLVW-Jugendbeirat
Verbands-Jugend-Ausschuss / Vorsitzende der 29 Kreis-Jugend-Ausschüsse
Stellungnahme des DFB-Präsidenten
Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte sich am Freitag zu den Watzke Äußerungen gemeldet:"Diese Aussagen haben mich überrascht. Denn die neuen Spielformen im Kinderfußball wurden 2022 nach einer mehrjährigen Pilotphase unter enger Einbeziehung der DFL vom DFB-Bundestag in Bonn einstimmig beschlossen. Die Profi-Klubs haben der Reform also ausdrücklich zugestimmt. Es gab vor der Entscheidung des Bundestages nicht einmal den Wunsch nach einer Aussprache. Wir sollten daher unsere eigenen Beschlüsse ernst nehmen und das, was viele Fachleute ausdrücklich befürworten, jetzt auch umsetzen.
Wer den Zustand des deutschen Fußballs beklagt, darf nicht einfach ein 'Weiter so' proklamieren. In anderen Ländern haben ähnliche Reformen zu deutlichen Leistungssteigerungen geführt.
Wer sich mit den neuen Spielformen beschäftigt, wird auch rasch erkennen, dass es natürlich um Leistung geht, um Gewinnen und Verlieren, um Erfolg und Misserfolg. Unser neuer Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung, Hannes Wolf, wird gemeinsam mit den Landesverbänden, die Menschen von der Richtigkeit unseres Weges überzeugen."