Der Pate sitzt im Gericht. Thriller, Gänsehaut! Was passiert da gerade im Fußballkreis Dortmund, dass sich unser Sportgericht mit einem Paten beschäftigt? Ganz einfach: Der Pate ist Richter…
Kevin Majewski (33) klingt auch ganz anders als Don Vito Corleone, dieser legendäre Charakter aus dem Mafia-Film schlechthin. Kevin Majewski klingt nach Fußballer, Schiedsrichter und Trainer. Zumindest Trainer seiner TuRa Asseln möchte unser neues Gesicht im Sportgericht auch bleiben. „Fußballer geht nicht wegen meiner Verletzung, Schiedsrichter kann ich als Richter natürlich nicht mehr sein, aber meine TuRa trainiere ich weiter.“
Wo kommt denn dann der Pate ins Spiel? Kevin Majewski begleitet in dieser Funktion Schiedsrichter-Neulinge, zeigt ihnen alles, bespricht mit ihnen ihre ersten Einsätze. Selbst pfeifen wäre natürlich schwierig. Im schlimmsten Fall müsste er sich ja so selbst verurteilen.
Als unser Kreisvorsitzender Andreas Edelstein unseren Asselner und Ex-Lanstroper, der für den TuS Körn pfiff, fragte, ob er sich einen Positionswechsel vorstellen könnte, schlug er zu. „Eine total spannende Aufgabe, weil ich alle Seiten aus meinem Fußballerleben kenne. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie Spieler, Trainer und Schiedsrichter ticken. Da eine faire Entscheidung zu fällen, reizt mich.“
Kevin Majewski teilt sich neben seiner Präsenz im Sportgericht mit weiteren Sportrichtern das Dortmunder Fußballgeschehen auf. „Ich leite die Fälle der B-Junioren und Minikicker.“ Der Pate passt auch schon bei den Kleinsten auf. „Wenn da was passiert, dann reden wir eher über Trainer. So sah das aber auch bei meinen ersten Fällen der B-Junioren aus. Einer war schon zum zweiten Mal bei mir. Da müssen wir dann eben auch mal deutlich werden.“
Der Richter mit dem Verständnis für alle Beteiligten-Gruppen setzt auch auf Kommunikation. „Ich rede mit allen, wenn es denn geht.“ Worte haben oft mehr Wirkung und bringen mehr Verständnis als einfach ein Urteil. Daher hat jeder auch das Recht, binnen 48 Stunden auf eine erste von Kevin Majewski gefällte Entscheidung zu reagieren. „In der Regel fäll ein Urteil schon nach dem Lesen des schriftlichen Sachverhalts“, erklärt der Fußball-Jurist, der sich im „richtigen Leben“ bei der DSW 21 als Sachbearbeiter auch um Schokotickets kümmert. Erste Sahne aber sind Strafen in Augen der vermeintlichen Sündenböcke nicht immer. Daher bleibt es nicht immer bei der Erstentscheidung. „Viel läuft online ab, aber ich bin natürlich auch bei den Haupt-Verhandlungen vor Ort der anderen Altersklassen.“
Von seiner Schokoladenseite zeigt sich eben nicht jeder im Fußball. „Was aktuell abgeht, finde ich sogar schlimm“, sagt Kevin Majewski fast schon ein wenig zornig. „Viele vergessen ihre Vorbildfunktion völlig. Gut, dass wir da konsequent einschreiten.“
Nun will Dortmunds Richter nicht Angst und Schrecken wie der Pate aus dem Film verbreiten. „Respekt aber wünsche ich mir schon. Ich respektiere die Menschen, über die ich entscheide, ja auch.“ Dass da jemand im Sportgericht sitzt, der weiß, mit wem er es zu tun hat, ist dem Fußballkreis nur recht. Er duldet es sogar, wenn Kevin Majewski sagt: „Das kostet viel Zeit. Ich hätte manchmal sogar lieber weniger zu tun.“ Denn das bedeutete ja, dass der neue Sportrichter keine schweren Fälle zu bearbeiten hätte. Das bedeutete für den Dortmunder Fußball also, dass sich die Situation entspannen würde. Und das bedeutete für ihn selbst, dass er mehr Zeit für sein Hobby, das Fitness-Studio, hätte. Noch findet Kevin Majewski nur Entspannung in der Sauna nach dem Pumpen. Daher der Appell an die Fußballer: Legt euch nicht mit unserem starken Paten an.
Portrait von Alex Nähle