Quelle: Javad Mohammadpour
Exakt 78 Tore hat der Kirchhörder SC 58, Tabellenzweiter in der Bezirksliga (8. Liga), in nur 16 Saisonspielen erzielt. Allein 37 Treffer der Dortmunder gehen auf das Konto von Torjäger Jonas Telschow. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 25 Jahre alte Stürmer, der Deutsch und Sport auf Lehramt studiert, über die Torjägerkanone für alle und den möglichen Aufstieg in die Landesliga.
FUSSBALL.DE: Kurz vor dem Ende des Jahres führen Sie die Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 8. Liga mit 37 Treffern an. Wie fühlt sich das an, Herr Telschow?Jonas Telschow: Mit meiner Torausbeute bin ich ganz zufrieden. Ich habe in der Vergangenheit auch schon höherklassiger gespielt und versuche, meine Qualität Woche für Woche auf den Platz zu bringen. Ich freue mich, dass es in dieser Saison so gut läuft. Dass ich so torgefährlich bin, ist aber vor allem auch ein großer Verdienst der gesamten Mannschaft.
Schon in der abgelaufenen Spielzeit waren Sie mit 41 Buden bester Torschütze beim Kirchhörder SC, haben diese Marke aber jetzt schon fast erreicht. Woran haben Sie persönlich an sich gearbeitet?
Telschow: In erster Linie habe ich mich im mentalen Bereich verbessert. In der Vorsaison hatte ich - um ehrlich zu sein - die Sache nicht ganz so ernst genommen und bin davon ausgegangen, dass es irgendwie funktionieren wird. Meine Erkenntnis war: Auch in der Bezirksliga muss man in jedem Spiel fokussiert sein, du bekommst nichts geschenkt.
Wie viele Tore haben Sie sich denn bis zum Saisonende vorgenommen?
Telschow: Am besten so viele Tore, dass ich am Saisonende bundesweit ganz oben stehe. Wenn es im neuen Jahr genauso läuft wie in der Hinserie, wäre ich super zufrieden. 37 Buden zu toppen, wird nicht einfach.
Mit drei Punkte Rückstand auf Ligaprimus SV Ararat Gevelsberg hat sich Ihr Team als Tabellenzweiter in die Winterpause verabschiedet. Was muss im neuen Jahr besser werden?
Telschow: Wir müssen noch konstanter unsere Leistung abrufen. Die Spiele, in denen es für uns nicht so gut läuft, sollten wir künftig mit einem "dreckigen" Sieg auf unsere Seite ziehen. Wenn wir es schaffen, die vorhandene Dominanz in Tore umzumünzen, bin ich guter Dinge.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es mit dem Gewinn der Torjägerkanone klappen könnte?
Telschow: Ich habe in der Hinrunde bereits annähernd so viele Tore erzielt wie in der gesamten zurückliegenden Spielzeit. Außerdem weiß ich inzwischen, was hinter dem Gewinn der Torjägerkanone steht, was mich zusätzlich motiviert. Ich habe das Ranking fest im Blick. (lacht)
Was würde Ihnen der Gewinn dieser Trophäe grundsätzlich bedeuten?
Telschow: Eine persönliche Auszeichnung ist immer cool. Mein bislang letzter gewonnener Pokal ist vom Wohnzimmer in den Keller "gewandert". Sollte ich die Torjägerkanone tatsächlich gewinnen, würde das nicht passieren und meine Freundin, die unsere Wohnung eingerichtet hat, müsste sich damit abfinden. (lacht)
Warum kicken Sie als ehemaliger Oberligaspieler bei Ihrer Torgefährlichkeit nur in der Bezirksliga?
Telschow: Ich hatte in der Oberliga den Spaß am Fußball verloren. Der zeitliche Aufwand war mir mit mindestens drei Trainingseinheiten plus Spiel im Hinblick auf mein Studium zu groß. Deshalb habe ich mir einen Verein in der Nähe gesucht.
In der Jugend haben Sie für den Hombrucher SV unter Trainer Tobias Nubbemeyer, der später mit der U 19 der TSG Hoffenheim das Double holte, in der damaligen B-Junioren-Bundesliga gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Zeit?
Telschow: Tobi war der beste Trainer, den ich hatte. Er hat meinen Spielstil richtig erkannt.
Was hatte er zu Ihnen gesagt?
Telschow: Dass ich eine Art schleichender Stürmer bin, der nicht viel am Spiel teilnimmt, aber sich im richtigen Moment vom Gegenspieler löst und seine Tore macht. Damit hat er mich wirklich gut charakterisiert. (lacht)
Sie haben im Jugendbereich gegen einige Talente gespielt, die später den Sprung in das Profigeschäft geschafft haben.
Telschow: Das stimmt. Gegen den 1. FC Köln habe ich beispielsweise mal einen Treffer gegen den aktuellen Nationalspieler Yann Bisseck erzielt, der jetzt für Inter Mailand spielt. In meiner Mannschaft spielte Innenverteidiger Maxwell Gyamfi, der inzwischen beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag steht.
Warum haben Sie den Durchbruch nicht geschafft?
Telschow: Auf dem Sprung in den Seniorenbereich hatte ich mir in der U 19 beim SV Lippstadt 08 einen doppelten Armbruch zugezogen, war insgesamt über ein halbes Jahr raus. Das hat mich zurückgeworfen. Danach bin ich zum ASC 09 Dortmund gewechselt, habe noch zwei weitere Wechsel vollzogen, bis ich in der Oberliga für Westfalia Rhynern aufgelaufen bin. Irgendwann haben sich die Prioritäten verschoben und ich habe mich auf mein Studium konzentriert.
In der Vorsaison hatte Ihr Team in den Aufstiegsspielen den Sprung in die Landesliga knapp verpasst. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Telschow: Wir haben unseren Kader auf einigen Positionen verstärkt, auf denen es ein wenig gehapert hatte. Letztlich waren wir an unserer fehlenden Konstanz gescheitert. Jetzt müssen wir es besser machen, sonst steigen wir wieder nicht auf.
Wie halten Sie sich bis zum Restrundenstart im Februar fit?
Telschow: Unsere Vorbereitung beginnt Anfang Januar, davor spielen wir noch ein wenig in der Halle. Die fußballfreie Zeit werde ich mit Schwimmen, Fitnessstudio und einigen Waldläufen überbrücken.
Wie lauten Ihre Wünsche für das neue Jahr und die Saisonziele mit dem Kirchhörder SC 58?
Telschow: Der Aufstieg mit dem Team steht an erster und der persönliche Erfolg an zweiter Stelle. Ich verzichte gerne auf die Torjägerkanone, wenn wir dafür aufsteigen. Ich habe aber auch nichts dagegen, beide Titel mitzunehmen.(lacht).
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