Sie wollen doch nur spielen! Aber selbst einige unserer Minikicker mussten viel zu früh schon erfahren, dass Niederlagen wehtun können, dass Trainer über Fehler schimpfen, dass ihre Eltern Erwartungen an sie haben. Das muss nicht sein, dachte sich der Verband und handelte ganz im Sinne unseres Jörg Keuntje, Koordinator Satzungen/Ordnungen /Rechtsfragen im Kreisjugendausschuss.
Seit Sommer kicken also die Kleinsten nicht mehr mit sechs Feldspielern und einem Torwart auf viel zu große Tore. „Wir lassen die Kinder jetzt Drei gegen Drei spielen, dafür aber teilen wir die Mannschaften auf drei Parallelfelder auf. Nach ein paar Minuten rotieren die Kleinen dann“, erläutert Jörg Keuntje. „Wenn wir beispielsweise acht oder neun Kinder im jeweiligen Kader haben, muss keins zugucken, höchstens vielleicht mal eins, um eine verdiente Pause zu erhalten.“
Traurige Gesichter, weil der Trainer anderen den Vorzug gibt, gehören der Vergangenheit an. Hier bekommt jeder sein Erfolgserlebnis. „Wir haben bislang die Erfahrung gemacht, dass jedes Kind einmal mindestens pro Tag zu einem Gewinnertrio zählt und auch ein Tor schießt“, berichtet Jörg Keuntje. Ein weiterer Vorteil: „Selbst wenn ein Verein nur fünf oder sechs Spieler zusammenbekommt, könnte er immer noch auf wenigstens zwei Feldern spielen lassen. Auf dem dritten Feld darf sich der Rest tummeln.“
Und die Trainer? Sie sind dann eher Organisatoren, die ihre Spieler auf die Felder verteilen. Sie gehen von Platz zu Platz und sehen nach dem Rechten. „Auch das finde ich gut“, sagt Jörg Keuntje. „Es soll bei den ganz Kleinen ja gerade nicht darum gehen, ihnen Siegeswillen oder taktische Dinge zu vermitteln. Wir wollen Kinder, die Spaß haben.“ Für erste Übungen bleibt ja auch das Training.
Die ersten Reaktionen sind laut Jörg Keuntje absolut positiv. „Die Kinder mögen es, weil sie ununterbrochen spielen dürfen. Die Eltern sind dabei auch sehr entspannt.“
Nicht jeder fängt schon im Minialter an, nicht jeder möchte und muss auch gar nicht als F-Junior wie die Großen spielen. Jörg Keuntje berichtet von Plänen, parallel zu den Sieben-gegen-Sieben-Spielen in dieser Altersklasse auch Nebenfelder bereitzuhalten. „Ich habe mich schon immer gefragt, warum da so viele Kleine außen sitzen müssen, warum lassen wir die nicht auf einem zweiten Feld kicken?“ Kommt bald! Sie wollen doch nur spielen…
Das klingt zunächst alles sehr freundlich. Das Hauptgegenargument aber möchte Jörg Keuntje dennoch kommentieren. Also, Jörg, überfordern wir nicht Kinder, wenn sie aus dem Schoß der Harmonie in den kalten Meisterschaftsbetrieb einsteigen? Klar, ist ein wenig polemisch formuliert, aber könnte ja was dran sein. „Nein, ich bin mir sicher, dass es viel besser ist, die Kinder Schritt für Schritt an den Großfeld-Fußball mit all seinen schönen Seiten und eben auch den Herausforderungen heranzuführen. Schulkinder fangen ja in der ersten Klasse auch nicht mit Abiturthemen an“, antwortet er.
Jörg Keuntje, der übrigens Jugendleiter eines Vereins mit den talentiertesten Fußballern unserer Stadt ist, gönnt den Kleinen ihre Ruhe, ihren Spaß. Denn auch in Hombruch sieht er, dass junge Erwachsene begeisterter sind, wenn sie als Kind die Unbekümmertheit des Fußballs kannten. Die Zeit für Ehrgeiz kommt noch früh genug – oder eben auch nicht. Trotzdem bewegen wir uns am liebsten gemeinsam. Und irgendwie wollen wir doch alle nur spielen!