Miriam Austrup berichtet über ihre ersten Monate als Assistentin für Vereinsentwicklung

Mehr als ein halbes Jahr ist es nun schon her, dass Miriam Austrup für Dortmund in das Pilotprojekt „DFB Club-Berater / Assistentinnen und Assistenten für Vereinsentwicklung“ gestartet ist. Nun gibt Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen in der aktuellen Ausgabe der WestfalenSport erste Einblicke in die Arbeit. Lest hier mehr.
Der erste Lockdown lag gerade hinter uns und die Saison 2020/21 stand kurz bevor. Vieles schien sich wieder zu normalisieren und mit Vorfreude und hochmotiviert starteten wir mit einer Auftaktveranstaltung im SportCentrum Kaiserau in die neuen Aufgaben. Neben dem Kennenlernen der zahlreichen Ehrenamtler auf Kreisebene in den vier Pilotregionen Ahaus/Coesfeld, Dortmund, Gelsenkirchen und Recklinghausen durchliefen wir zur Einarbeitung viele der Qualifizierungsmaßnahmen, Diskussionsformate und Weiterbildungsmöglichkeiten, die der Verband anbietet, einmal selbst. Unser Ansatz war und ist dabei auch nach den ersten Monaten gleichgeblieben: Machen, Testen, in der Praxis Ausprobieren.
Nach wenigen Wochen folgte dann der Sprung ins kalte Wasser. Zum Saisonauftakt haben wir uns und das Pilotprojekt in den Modellkreisen auf den Staffel- und Regionaltagen den Vereinen vorgestellt. Im gleichen Zeitraum haben wir außerdem an den ersten Ausschusssitzungen in den Kreisen teilgenommen und so die Abläufe in der Praxis kennengelernt.
Der erste Vereinsbesuch: Erwartete Fragen und innovative Ideen
Zu den ersten Vereinskontakten und vor allem den Vereinsbesuchen könnte wohl jede und jeder von uns seine ganz eigene Geschichte erzählen. Die Kontaktaufnahme und das Interesse waren in den Kreisen sehr unterschiedlich. Die Fragen und Probleme später jedoch häufig ähnlich. Neben Fragen zum Ehrenamt, Trainer-Qualifizierungen oder kritische Äußerungen aufgrund von Ordnungsgelder, gab es vor allem hinsichtlich der Vereinskultur immer wieder innovative Ideen und Überraschungen der Vereine. Diese Versuche erfreuen uns nicht nur, sie schaffen einen Ideenpool, der es auf Dauer ermöglicht, dass viele weitere Vereine davon profitieren. Bei fast jedem Vereinsbesuch gibt es einen Aspekt, eine Herangehensweise oder Idee, die wir aufschnappen und anschließend in die nächsten Gespräche transportieren können. So werden unsere eigenen Kenntnisse und die Lösungsansätze für die Probleme und Fragen der Vereine stets erweitert. Und die Vereine helfen sich indirekt oft sogar selbst weiter.
Mit dem zweiten Lockdown im November folgte dann leider ein herber Dämpfer. Nicht nur das Vereinsleben wurde gänzlich ausgebremst. Durch die Sperrung der Sportanlagen und die erneuten Kontaktreduzierungen waren Vereinsbesuche unmöglich und sind es leider bis heute. Gerade zu dem Zeitpunkt, als die ersten Vereinsbesuche stattfanden und mehr als 20 weitere terminiert waren.
„Digitale Sprechstunde“ und andere Alternativen zum Vereinsbesuch
Was nun? Eine Lösung musste her, damit die bisherige Arbeit und Vorbereitung nicht umsonst gewesen waren und dennoch sinnvoll genutzt werden konnten. Trotz einiger Zweifel wagten wir das Experiment „digitale Sprechstunde“. Die Rückmeldungen der Vereine, die in Präsenz vereinbarten Termine nun diesem Format durchzuführen, waren sehr unterschiedlich. Einige Vereine wollten die spielfreie Zeit nutzen, um endlich an gewissen Themen zu arbeiten. Viele andere Vereine wollen jedoch lieber die Wiederaufnahme des Spielbetriebs abwarten und den Termin danach in Präsenz durchführen.
Bei der Arbeit auf Kreisebene sah die Situation mit den Ehrenamtlern dagegen gänzlich anders aus. Hier entstanden in allen vier Kreisen neue Aufgaben und die Zeit wurde überall genutzt, um in der Vergangenheit noch nicht realisierte Ideen endlich anzupacken und daraus sogar Neues zu entwickeln. Dadurch entstand zumindest kurzfristig eine andere Gewichtung unserer verschiedenen Aufgabenfelder. Anstelle der Abstimmung von Vereinsbesuchen im/mit dem Kreisvorstand wurden wir nun situationsbezogen zusätzlich in die Arbeit der verschiedenen Kreis-Ausschüsse integriert.
Im Kreis Dortmund lag der Fokus im Januar dabei auf der Online-Fortbildungsoffensive des Kreis-Jugend-Ausschuss (KJA). Dazu hat jedes Mitglied des Ausschusses in seinem Aufgabenbereich eine kurze Online-Schulung inhaltlich vorbereitet. So entstanden kurze Onlineformate zu Themen wie „Kooperation Schule/Kita/Verein“, „Rechtsfragen und Ordnungen“, „Bildung und Teilhabe“ oder „Gewinnung von Mädchen für meinen Verein“. Bei der Vorbereitung und Durchführung unterstützten wir die Ausschussmitglieder tatkräftig und können im Nachgang auf eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe zurückblicken.
Im Kreis Gelsenkirchen haben wir innerhalb des Ausschusses für Vereins- und Kreisentwicklung (AVK) verschiedene Themen auf den Weg gebracht. Dazu gehörten beispielsweise die Entwicklung und Verteilung eines Flyers für den Frauen- und Mädchenfußball, die Begleitung vom Austausch verschiedener Vereine untereinander und die Organisation von Vereinstreffs, die im März 2020 coronabedingt unterbrochen werden mussten. Darüber hinaus haben wir innerhalb eines Austausches mit dem Verband im Rahmen der Veranstaltung „AVV vor Ort“ die Ausrichtung des AVKs besprochen. Als weiteres Format starten im Februar die (digitalen) Sprechstunden für Vereine in Zusammenarbeit mit den einzelnen Ausschüssen.
Im Kreis Recklinghausen und im Kreis Ahaus/Coesfeld waren die Aufgaben noch einmal andere. In Kooperation mit den Kreissportbünden Coesfeld und Borken sowie der Sparkasse Westmünsterland wurde der „Westmünsterland Cup“, ein kreisübergreifendes eSports-Turnier, auf die Beine gestellt. Dazu wurde ein weiteres, lang gewünschtes Thema, endlich in den Fokus gerückt. Dabei handelt es sich um das Thema “Prävention von sexualisierter Gewalt bei Kindern und Jugendlichen”. War dazu schon seit Beginn unseres Pilotprojekts im Kreis Ahaus/Coesfeld eine große Veranstaltung in Präsenz geplant, musste diese aus den bekannten Gründen aufgeschoben werden. Im April soll es nun sowohl in Recklinghausen und Ahaus/Coesfeld ein Online-Seminar als Einstieg in das Thema geben, um die Vereine dafür zu sensibilisieren und die Notwendigkeit mancher Punkte hervorzuheben. Dem sollen weitere Informationen und Ansprechpartner für Fragen folgen.
Gute Ideen weitergeben und voneinander profitieren – Kreismitarbeiter/innen-Umfrage in allen vier Kreisen
Natürlich gab es noch einige weitere Aufgaben und Projekte auf Kreisebene für die Vereine. Aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Kreisebene sollten von unserer Arbeit profitieren. Im Kreis Dortmund wurde daher eine Umfrage entworfen und durchgeführt. Anhand der Ergebnisse soll mit Hilfe von abgeleiteten Handlungsempfehlungen die Arbeit im Kreisvorstand sowie den Ausschüssen positiv weiterentwickelt werden. Beim Austausch mit den anderen drei Pilotkreisen zeigten diese sich sehr angetan von der Idee, sodass diese nun in allen vier Kreisen durchgeführt wird.
Wie wahrscheinlich viele andere Menschen warten auch wir derzeit sehnsüchtig darauf, dass die Sportplätze wieder geöffnet werden und ein persönlicher Kontakt wieder möglich ist. Die Online-Formate können noch so viel inhaltlichen Austausch bringen, ersetzen können sie ein Gespräch vor Ort sicher nicht. Trotz einiger Rückschläge und manch veränderter Aufgabe sind wir weiterhin absolut von der Idee des Projekts überzeugt und hoffen, in Zukunft noch mehr Vereine zu erreichen und bei der ein oder anderen Aufgabe im Bereich der Vereinsentwicklung unterstützen zu können – indem wir durch jeden einzelnen Vereinskontakt mehr voneinander erfahren und individuell profitieren können. Immer wieder schnappen wir in den Gesprächen neue oft sehr innovative Ideen auf, die wir an anderer Stelle wieder aufgreifen und einbringen können. So lernen sowohl Vereine als auch die vier aktuellen Pilot-Kreisverbände untereinander, durch uns, von sich selbst.
Weitere Infos zu Miriams Arbeit gibt es hier!