
Klemens Wittig hat in der Leichtathletik auf den Mittel- und Langstrecken 36 Welt-, 30 Europa- und 50 Deutsche Meisterschaften. Hinzu kommen national und international noch weitere 50 Plaketten unterschiedlicher Couleur.
Im vergangenen Jahr verabschiedete sich der inzwischen 88-jährige Lauf-Oldie des LC Rapid Dortmund beim 22. Volksbank-Münster-Marathon, an dem 11.000 Läuferinnen und Läufer teilnahmen, von der großen Wettkampfbühne. Eigentlich brauchte sich der frühere Werksleiter der Hoesch-Spundwand GmbH in Dortmund nach solch einer beeindruckenden Karriere nichts mehr zu beweisen. Doch Müßiggang passt nicht zum aktiven Lebensstil des Ausdauerspezialisten.
Zur großen Sorge eines Frau Gerda suchte Klemens Wittig eine neue Herausforderung- dieses Mal allerdings nicht im Laufschritt, sondern auf seinem zwölf Kilogramm schweren Fahrrad (kein Bike).
Sein Ziel war die Alpen- Überquerung auf der historischen Via Claudia Augusta, der alten Römerstraße zwischen Donauwörth und Verona.
Die über 800 Kilometer lange Route, die bereits 47 n. Chr. unter Kaiser Claudius Augustus entstand, galt schon immer als anspruchsvoll – und das trotz moderner Wegeführung. Doch Klemens ließ sich weder von steilen Pässen wie dem Fernpass (1215 Meter) dem Reschenpass (1507 Meter) abschrecken. Mit rund 12 Kilogramm Gepäck meisterte er auch steile Abschnitte, die teilweise nur schiebend zu bewältigen waren. Sein digitales Navi und der Bikeline-Radführer waren treue Begleiter, doch technische Probleme und Umwege gehörten zur Reise dazu. Trotz aller Strapazen überwog für die Freude an der beeindruckenden Landschaft.
Klemens Wittig traf auf seiner Tour zwei Freunde
Unterwegs begegnete er alten Freunden, wie Hans Paluszynski in Landsberg am Lech. In Kühtai, auf 1946 Metern Höhe, besuchte er die Dortmunder Hütte seines Freundes Lothar Pähler – ein modernes und ökologisches Vorzeigeprojekt. Ein besonderer Moment war für Klemens Wittig das Erreichen des Reschensees mit dem berühmten versunkenen Kirchturm von Graun, ein Symbol für Vergänglichkeit und Hoffnung.
Nach dem Reschenpass folgte das entspannte Gefälle des Etschtal-Radwegs, vorbei an Burgen, Kirchen und Weindörfern bis nach Verona. Die Wahl fiel auf Verona als Ziel, da Klemens Wittig Venedig bereits kannte. Die Organisation der Unterkünfte entlang der Strecke war nicht immer einfach – oft unterstützte ihn seine Tochter aus Dortmund bei der Suche. Am Ende fand der Dortmunder aber stets eine Unterkunft.
Radfahren ist sein zweites Hobby
Dass Klemens Wittig die 800 Kilometer mit dem Reschen- und Fernpass innerhalb von zwölf Tagen so gut wegsteckte, kam nicht von ungefähr, denn neben dem Laufen war Radfahren sein zweites Hobby. So fuhr er zweimal rund um Deutschland, nach St. Petersburg und einmal quer durch die USA. Auch bei diesen Touren profitierte er von seiner enormen Ausdauer.
Nach der erfolgreichen Alpen-Überquerung gönnt sich Klemens Wittig erst einmal eine Pause vom Radfahren. Diese wird er nutzen, um wieder etwas mehr zu joggen. Allerdings will er in der Leichtathletik nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen.
[Peter Middel]